Der Uhrmacher und die – Acquations-Tabelle 1804-Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

IMG_6der Uhrmacher Werners Vater schreibt in sein Tagebuch,

Warum haben wir Menschen einen Zaun.Wir grenzen und sichern uns ab, wir markieren und kontrollieren, messen und montieren. Wir scheinen uns zusichern.IMG_32

In meiner Uhrmacherstube habe ich eine Tür und ein großes Fenster.Um vom Sonnenlicht gewärmt aber nicht geblendet zu werden, habe ich meinen Uhrmachertisch direkt neben dem großen Fenster aufgestellt.

Eigendlich braucht ein Uhrmacher immer eine verschlossen Tür.

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Ich brauche sie nicht. Die offene Tür gibt mir das Gefühl von Freiheit, ich bin nicht ausgeschlossen, ich möchte den Puls des Lebens als meinen Taktgeber spüren. Mit jeden Sekunden-Schlag verabschiedet sich der Augenblick und rückt unwiederbringlich nach vorn. Der Puls des Leben ist messbar, ich messe ihn an dem was mich umgibt. Dabei ist die wunderbare Zeit die mir zur Verfügung steht-immer gleich.  Am Lauf der Zeiger meiner Uhren erkenne ich die Geschwindigkeit, was wäre wenn alle Uhren auf der Welt stehen blieben? Wie messe ich dann die Zeit?

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Je mehr freudiges Leben um mich ist, um so weniger trauere ich um die Sekunde die sich von mir verabschiedet. So wie das Rad im Uhrengetriebe sich nach vorn arbeitet, so arbeite ich mich im Takt

voran.hh65Tasch Der Reparatur Erfolg ist mein Lohn. Der Augenblick, bevor ich das defekte hundertjährige Uhrwerk nach erfolgreicher Reparatur wieder zum Leben erwecke und  die kleine Unruhwelle den Unruhreif  dreht, die neue Breguet  Spirale zu atmen beginnt, ist meine  Freude. Das  Uhrwerk wird lebendig und strahlt voller Energie, ja es lächelt  mich an. Egal wie alt so ein Uhrwerk ist, ich habe die Kraft, das Wissen und die notwendigen Ersatzteile um es wieder leben zu lassen.IMG_9245-0uu

Der Uhrmacher Werners Vater schreibt,aber wie messe ich die Zeit?img_52

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Er schreibt, auf der Suche nach der verlorenen Zeit,                                             ,IMG_7iiii8

 

kam mir zufällig ein altes Uhrmacherheft mit einer Acquations-Tabelle 1804 zu Hilfe,welches 200 Jahre verstaubt in einen alten wundeschönen Holzkoffer, zwischen  Ersatzteilkisten und Handgesägten Messingzeigern  lagerte. Es war recht gut erhalten und machte mir den Eindruck,als wolle es mir meine Fragen zur – ZEIT – beantworten.Das Büchlein  diente einer Zigarrenschachtel als

Unterboden.  IMG_6

 

Das recht ordentlich gebaute alte Haus, gab den trockenen Speicher eine gute Lagerfläche und hatte einen großen Anteil für die gute Erhaltung des kleinen Buches.

Sein Verfasser schrieb 1804 folgendes,IMG_7iiii8

Die benannten Tage in der Tabelle zeigen im Jahre die mittlere Zeit einer guten, richtig gehenden Pendeluhr.

Wenn es auf den Punkt nach der Sonne Mittag ist, an, z.E. den 1.Januar stellt man die Uhr 4 Minuten 22 Secunden nach 12 Uhr, wenn die Sonne auf den Punkt Mittag oder 12 Uhr zeigt, laß man die Uhr fortgehen ohne nach der Sonne zu sehen, bis den 5. Januar muß die Uhr, wenn es auf den Punkte Mittag ist, nach der Sonne 6 Minuten 11 Stunden zeigen, wenn dieselbe accurat geht.

Der Uhrmacher schreibt 1804-        IMG_75jjjjjjjjjjj

Das sicherste Mittel,eine Pendule oder Taschenuhr nach der eigentlichen oder so genannten wahren Zeit zu stellen, bietet uns die Sonne dar- und dürfte vielleicht manchen Leser nicht unangenehm sein, wenn ich zum Schluss dieser kleinen Abhandlung noch den Unterschied einer Penduluhr(Pendule) mit einer Sonnenuhr,und die Art jede Uhr nach der Sonne oder der wahren

Zeit zu stellen, hier angebe nmmmmzrtz

Man nennt denjenigen Punkt, wenn die Sonne in Ihrem täglichen scheinbaren Laufe um die Erde, ihre größte Höhe über unseren Horizont erreicht hat – Mittag. Da aber nicht ein jeder Tag im ganzen Jahre mit den anderen gleiche Länge hat, so kann auch nicht der Mittag eines jeden Tages auf einerlei Punkt eintreten, sondern er wird die meiste Zeit im Jahre um so mehr oder weniger Minuten verschieden sein-Ein Unterschied,welchen man auch an einer guten Pendeluhr gewahr wird,deren Gang das ganze Jahr hindurch richtig  und gleichförmig ist,wenn seine fremden Ursachen ihn stören und nach Verlauf desselben mit dem Gange der Sonne vollkommen wieder zutrifft.

 

Um nun  eine Uhr nach der Sonne richtig zu stellen,bedient man sich der Äquationstabellen,welche man in Astronomischen Werken vorzüglich in Müllers,Fr.Chr. gemeinnützigen astronomischen Tafeln

zur richtigen Stellung der Uhren,mit möglicher Genauigkeit dargestellt findet und welche den Unterschied der wahren und mittleren Zeit sehr richtig angeben.Der Unterschied des Ganzen  einer guten Penduluhr mit dem Gange der Sonne ist um nach den Tabellen,die aus den Ephemmeriden  des Herrn de La Lande gezogen,wie der Herr Geißler in seinen Schriften zeigt folgender.

Wenn man eine gute Penduluhr den 23.Dezember – Mittags – mit dem Gange der Sonne genau und auf einen Punkte richtet,so wird demnach die Uhr Tags darauf,als den 24.Dezember des Mittags schon 30 Sekunden früher gehen und das voreilen der Uhr nimmt täglich,bis zum  11.Februar zu,an welchem Tage 14 Minuten 19 Sekunden beträgt.Nun lässt das zu früh gehen  der Uhr nach – bis zum 14.April und beträgt am 15.Mai nur noch 4 Minuten 1 Stunde. Von diesen Tage an wird der Gang  der Uhr mit dem Gange der Sonne gleichförmiger und den 15.Junius ist er bei beiden völlig wieder gleich.Vom 16.Junius bis 25.Julius geht die Uhr wieder früher als die Sonne,nun aber lässt das Voreilen derselben nach,

welches bis zum 31.August fortdauert,wo der Gang der Uhr bis zum 1.November  langsamer und den 23.Dezember wird er wieder mit dem Gange der Sonne vollkommen gleichförmig wie er es im vorigen Jahre an eben diesem Tage gewesen war.

Zum Stellen einer solchen Uhr nach dem Gange der Sonne,ist aber erforderlich,daß man die sogenannte Mittagslinie,oder den Punkt,wo die Sonne ,wie vorhin erwähnt,die größte Höhe über dem Horizont erreicht hat,zu finden versteht-dies geschieht  nun auf folgende Seite.

Man wähle eine horizontale Fläche welche ungefähr 3 Stunden vor 12 Uhr Mittags und 3 Stunden nach 12 Mittags von der Sonne beschienen werden kann.Auf dieser Fläche ziehe man 2 oder 3 Zirkelschläge und stecke in ihren gemeinschaftlichen Mittelpunkt einen senkrechten dünnen Stift ein und von solcher Länge,daß sein gegen die Mittagszeit hin sich immer verkürzender Schatten mehrere dieser Zirkel berühre.

So oft nun Vormittags,so wie Nachmittags,das Ende des Schattens einen dieser Zirkel berührt,so bezeichnet man diesen Berührungspunkt Vormittags und Nachmittags.

Man sehe zur mehreren Deutlichkeit  die begefügte Figur,wo der Schatten dieses Berührungspunkts Vormittags in e und d,Nachmittags in b und c fällt.

Hierauf teile man den Bogen

zwischen den beiden Punkten c  und d und b und e in zwei gleiche Teile g und f, um ziehe aus dem Mittpunkte der Zirkel in die Linie g f welche dann die verlangte Mittellinie ist.

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