Der Uhrmacher und sein Freund Peter der Buchhändler

Der Uhrmacher Werners Vater schreibt in seinen Tagebuch, der neue  Buchhändler unserer Stadt brachte mir seine Wanduhr zur Reparatur.

Ein schmächtiger hochgewachsener Mann stand vor meiner Werkstatt, etwas zurückhaltend, ja ängstlich wirkend, blickte er mir mit freundlichen Augen zu. Die runde Goldbrille gab den eher aschfahlen Gesicht einen scheinbaren Glanz, für ihm war es die Lupe mit Goldrand zum lesen, sie ermöglichte ihm in die unendliche Welt der Bücher und in derer Geheimnisse und Wissen zuschauen. Dies verriet auch seine leicht gekrümmte Körperhaltung. Der scheue Herr, hatte seine Wanduhr wie ein Neugeborenes Kind  in eine Decke gewickelt,er hielt sie fest, als wolle er sie mir nicht zeigen.

Vorsichtig erkundete er mein Fachwissen, ohne belehrend zu sein beantwortete ich brav jede Frage.

Der Uhrmacher schreibt,

Meine Neugier auf das eingepackte Geheimnis konnte ihn überzeugen das er bei mir genau richtig war und er wickelte seinen Schatz in meiner Uhrmacherstube aus, legte ihn  vorsichtig auf den Reparatur Tisch und atmete tief durch, als wäre er erleichtert. Der Patient – eine alte Wanduhr.

Die filigranen Finger des eher ärmlich wirkenden Herren, strichen sanft über das Gehäuse und ich ahnte welches Vertrauen er mir in diesen Augenblick schenkte.

Die Geschichte dieser Uhr blieb sein Geheimnis, ich beneidete ihn darum, denn solch eine Liebe ist oft ein Leben lang. Für mich eine Herausforderung. Das war die erste Uhr die ich mit einen Buchhändler gemeinsam reparierte.

Als wir die Uhr zum Probelauf aufzogen und das Pendel zu schwingen begann, hörte und erkannte ich den Schlag des Ankergangs. Der Uhrmacher Raum wurde mit diesen Pendelschlag ausgewärmt, wir wagten  nicht zusprechen.

Der Schlag der Uhr gab den Raum die Stille. Nur den großen Meistern der Uhrmacherwelt war es gegönnt diese Uhrwerke zu erschaffen.

Sie wurden gepaart mit den feinsten Hölzern, wie es die Geigenbauer tun. Diese Uhr  war eine Königin.

Nach erfolgreicher Reparatur, wurde sie wieder eingewickelt und wie ein stolzer Vater trug der Buchhändler seine Uhr wieder nach Hause. Ich freute mich über die mündliche  Einladung zur Eröffnung des Buchladens.

Der Buchladen wurde vor Weihnachten eröffnet. Eine große geschliffene Kristall Glastür eingefasst mit Gold poliertem Messing – Rahmen zeugte auf gute Geschäfte. Zwei große Schau- Glasfenster zeigten die Schätze der Buchmacher Kunst. Die in Leder eingefassten Buchumschläge mit geprägter Goldschrift gaben den Kristallglas an bestimmter Tageszeit einen goldenen Schimmer. Feinste Einlagen in Brokat-Papier aus eigener Fertigung dienten den Büchern als Unterlage.  Ein zu den  Büchern passender Lederkoffer behütete so manchen Bücherschatz. Bronze Figuren bekannter Dichter ruhten zwischen den Büchern.

Der großer Messing-Türknopf verführte meine Hand zum öffnen der Tür. Ich stand vor der Welt der Bücher – Geheimnisse,sie machte mich wirklich Neugierig.

Ich streichte mir die Stiefel sauber und betrat den Raum. Eine Messing-Glocke in hellen Tönen zeigte meinen Besuch an.

Ein herrlicher Duft von sanfter Vanille, Schokolade, Kaffee, gemischt mit Weihrauch und getrockneten Tabakblättern begrüßte mich. Die weichen Ledersessel luden zum ausruhen ein. Ein kleines Handgroßes Buch verführte mich zum betrachten. Es war sehr leicht im Gewicht und  schlicht gebunden.Das ticken der von uns reparierten Wanduhr gibt den Raum eine gefühlte Wärme. Der Pendelgang schlägt scheinbare Ruhe an und nimmt die Geschwindigkeit aus der unaufhaltsamen  Zeit.

Nussbraune Bücher Regale zeigen goldene Buchrücken.

Die vergoldeten Rahmen der Kupferstich Bilder lassen den Raum Rotgold glänzen.

Je nach Jahreszeit und bestimmter Tageszeit werden die Farben sich verändern.

Der Hölzerne hochpolierte Fussboden  unterstützt die warme Farbgebung.

Die Buchschätze hinter verschlossenen Glastüren verbargen ihre Schönheit und machten Neugierig.

Ich war angekommen – wie lange?

Nun begrüßte mich Peter mein Buchhändler.

Er hatte seinen Scheitel mit  Pomade streng gezogen,die goldene Fassung der Brillengläser passten zum Raum. Das glattrasierte Kinn, der strenge Hemdkragen mit Fliege, das hochweiße Hemd, der Duft nach frisch gesiedeter Kernseife machten ihm zum Geschäftsmann. Der korrekte Gang verriet eine  Militärkarriere und vielleicht auch die Geschichte seiner  Wanduhr.

Nichts erinnerte mich an den unglücklichen Wanduhren Besitzer.

Freundlich reichte er mir seine Hand und ich hatte in diesen Augenblick einen Freund gefunden. Sein Name war Peter.Ich war bei ihm zu Hause und der erste Uhrmacher der seinen Buchladen besuchte.

Mein Freund Peter der Buchhändler.