Der Uhrmacher schreibt 1936,in sein Tagebuch,
Der Sonntag wurde immer für eine Zugfahrt zu meinen Großeltern gebucht.
Dabei war der Weg zum Bahnhof mit einer Kolonne marschierender Menschen besiedelt. Im Gleichschritt eilten alle Reiselustigen zum Bahnhof.Die Marsch Geschwindigkeit zeugte für den Durst und Appetit der Reiselustigen und artete manchmal in einen Wettbewerb um den ersten Platz am Getränkestand aus, welcher rote Fasslimonade und Bockwurst hinter einer Glasscheibe anbot.
Ein kleines offenes Fenster ermöglichte die Bezahlung der Begehrlichkeiten und auch einen Blick zur unerreichbaren Schokoladen Vitrine. Die freundliche Verkäuferin bemühte sich immer um schnelle Bedienung der zahlreichen Wünschenden.
Der kleine kunstvoll gebaute Brunnen im Wartesaal spukte Wasser Fontänen in ein Keramik-Becken aus und mahnte zum Hände reinigen, bevor es zur Stärkung kam.
Die frisch gebügelten Taschenücher flatterten vor und nach der Stärkung aus den Taschen der Reisenden und dienten zu Allerlei. Ob Flecken auf dem Hemd, fettige Hände, sogar die Schuhe wurden gereinigt bevor es zum Kartenschalter ging um anschließend sauber vor dem Tor der großen Welt zu stehen. In diesen Augenblick war alles möglich und eine Art Ruhe, ja Besinnlichkeit gepaart mit dem Gefühl der Freiheit, gemischt mit Abendteuerlust war immer zuspüren.
Die besser betuchten Leute nahmen sich Zeit und dinierten im Bahnhofsrestaurant,welches immer mit den Duft von frisch zubereiteten Rouladen-Rotkraut und selbstgemachten Kartoffelklößen lockte. Hier wurde noch echt gekocht und die Schweißperlen der Köchin zeugten für wirklich schwere Arbeit in der Küche,war Sie doch auch die nette Damen an dem Limonadenausschank. Der Tabakrauch im Gastraum mischte sich mit der Geruch von guten Cognac, der auch für die Gesundheit und gute Verdauung sorgten sollte.
Der Wartesaal war mit wunderschönen farbigen Kacheln gefliest.Er trug seinen Namen mit Recht.
Die große Waage neben dem Restaurant wurde nach dem Essen viel besucht und so manche Dame hoffte nach dem deftigen Essen auch auf eine Gewichtsabnahme,oder auch nur auf Trost.
Meist enteuchte Gesichter blickten auf das Ergebnis der Waagekarte, die immer energisch und laut, zum Ärgernis der Gewogenen aus den Kasten sprang. Die Karten waren kleine Kunstwerke. Bedruckt mit bunten Farben und verschiedenen Zahlen lockten sie die Kinder zum sammeln an. Aber vorher verschwanden die gedruckten Zahlen Kunstwerke der Gewogenen Damen und Herren schnell im Lodenmantel und anschließend unauffällig im Mülleimer.
Der Mülleimer war immer voll von Waagekarten. Die Herrschaften die ihn füllten, ärgerten sich über die Kinder, die mit großer Freude die bunten Zahlenkarten wieder herausnahmen.
Zum Glück waren keine Namen darauf gedruckt, denn die erstaunten Kinder schrien suchend nach den Elefanten mit den 130 Kilogewichten im Bahnhofsraum, zu denen die Karten passten.
Die Reisenden auf dem Bahnsteig, streckten die Köpfe in die gewünschte Fahrtrichtung aus der die Dampflok sich gemütlich zischend ankündigte um die Herrschaften anschließend einsteigen zu lassen.
Eine gute Position am Bahnsteig ermöglichte die Chance für einen Fensterplatz.
Es war alles in Bewegung.Der Uhrmacher schreibt in seine Tagebuch,
Es war Sonntag am Bahnhof und der Tag an den ich meine Großeltern besuchte.