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Der Uhrmacher und sein anderer Weg zum Dorf

I16P113Der Uhrmacher schreibt in sein Tagebuch Juni 1943,

Mein gewohnter Weg zum Dorf wurde  gesperrt.

Ein von  mir noch nie benutzter – unbekannter Pfad,wird nun zu meinen neuem Weg und die einzige Möglichkeit meine lieben Geschäftspartner auf dem Lande zu erreichen.

Am ersten Tag fuhr ich mit meinem Handwagen an einen kleinen Haus mit weißer Wand und roten Dach vorbei, dessen Grenze zum Wald ein kleiner Bach mit glasklarem Wasser war. Kleine Felsensteine glänzten im Bachlauf, ohne den Fluss zuhindern. Das im Garten hochgewachsene Gras schien unbeugsam, wohl auch an stürmischen Tagen. Je nach Tageszeit veränderte die Sonne die Farbe des saftigen Grün der verschiedenen Gräserarten. Die vielen  Blütenfarben gaben den wild gewachsenen Blumenmeer ein Teppichmuster. An heißen Sommertagen besuchten die Bienen IM20und Libellen die  prächtigen Blüten und am Abend die Grillen. Der kleine Bach wirkte am Abend still, als wolle er das Abendkonzert nicht stören. I605Das kleine weiße Haus schien durch seinen Blütenteppich unnahbar, ja unerreichbar. Es gab keinen Weg frei. Das spitze rote Dach ragte versöhnlich in den Himmel. Die weißen Mauern und die winzigen Fenster verschwanden im Blütenmeer. 77I2Der Rest  eines Zaunes, dessen blaue Farbe als Befestigung schien, ragte quer aus der Erde. Er war eingewebt von Spinnennetzen die im  Morgentau  auf Sonnenstrahlen trafen und den Zaun wie eine frische Perlenschnur verzierten. Auch war er Rastplatz für satte Vögel.IM15 An heißen Tagen duftete die Pflanzenwelt nach süßen Rosenduft, gepaart mit Fenchel und Minze, nach Weihrauch und auch allerlei anderer Gräser und Kräuter.Unkraut gab es nicht, hier hatte jede Pflanze ihren  Platz.

Werners Vater  schreibt in seinen Tagebuch, der Weg zu meinem kleinen Haus, wurde – mein – Weg zum Dorf. Eigentlich schien das Häuschen unbewohnt. Alles war unberührt. Einen festen Pfad zum Eingang gab es wirklich nicht. Hier lebte auch die Winde. Ihre kräftig weißen Blüten zieren ein rostiges Gitter. Der Wein wuchs und rankte wild, die reifen  Trauben locken im Herbst  zum probieren. Egal welche Jahreszeit, egal welche Pflanzenform neu geboren wurde, ich hatte den Eindruck, die Natur zeigt sich hier ohne das eine Menschenhand eingreift und doch hat eine Hand dieses Paradies geschaffen. Wohl entweihe ich es mit meinen unerlaubten Eintritt.

Der kleine Hof  war mit silberblanken Bachsteinen belegt, die Fehlstellen mit tiefgrünen Moos aufgefüllt.

Eine Holztafel eingewachsen mit Moos, aufgestellt wie eine Grabtafel, mit schwer erkennbarer Schrift,

-ICH FAND DEIN HAUS IM ALTEM LAND-

-GEBORSTEN DACH AUF WEIßER WAND-

-DER WEINSTOCK DARBT IM KARKEN SAND-

-DEIN HERZ IST HIER DOCH FERN DIE HAND-

Der Uhrmacher schreibt in sein Tagebuch,IMG_2139

hinter der Holztafel stand ein Nadelbaum  mit zwei Stämmen – stolz gewachsen, der rechte Stamm ragt stark in die Höhe und symbolisiert  Kraft und Willen, Unbeugsamkeit. Sein anderer Teil rückt nach links leicht aus- als wolle er Abstand, zeigt aber keinerlei Schwäche, er nimmt nur seine eigene Richtung um weiter zu wachsen ohne den anderen zu behindern. Mit einer gemeinsamen Wurzeln stecken sie prächtig gesund in der Erde, ihr Stamm zeigt Gesundheit und ein 50 jähriges Leben. Seine Wurzel ziehen die Nässe aus den Boden und hält das kleine weiße Haus trocken. Auch gibt er den nötigen Schatten an besonders heißen Tagen. Seine Früchte duften und locken die Waldbewohner zur Mahlzeit an – an bestimmter Jahreszeit.

Nie würde ein anständiger Mensch es wagen diese beiden zu trennen, oder zu fällen. Gott beschütze sie vor den bevorstehenden kalten Winter und vor der Gier des  erbärmlichen kleingewachsenen Lumpen mit der eisernen Axt und dessen dummen Gehilfen.Wir müssen diese Menschencharakteren ertragen.

Nitzsche schreibt – Wer mit sich unzufrieden ist, ist fortwährend bereit, sich dafür zu rächen, wir Anderen werden seine Opfer sein, und sei es auch nur darin, dass wir immer seinen hässlichen Anblick  zu ertragen haben. Denn der Anblick des Hässlichen macht schlecht und düster.

Der Uhrmacher schreibt in seinen Tagebuch,IMG_2132

wenn  Menschen die Natur nicht achten, wild zerstören und nur eigennützig Ihren jämmerlichen Interessen folgen, werden sie eines Tages hart bestraft. Die Natur wird sich wehren. Millionen Energien in allen Formen, jedes kleinste Teilchen hat seine Aufgabe, nichts geht verloren. Um die Strafe deren, die versuchen das Ganze durch ungesunden Eigennutz und Gier zu stören, braucht man sich keine Sorgen machen. Auch hier hat die Natur ihren Plan.IMG_6

Der Uhrmacher schreibt,IMG_0811

heute  stand  ich wieder am Tor, bei dem Versuch es zu öffnen, fühlte ich mich als Eindringling. Ich wagte es nicht. Eine kleine kunstvoll geformte blaue Bank war mit Wein eingewachsen und diente auch als Standhilfe der Sonnenblumen. Die Feuerbohne gab den lindgrünen Weinblatt die rote Farbe. Hohe Ziergräser versteckten die Tür. Rechts befand sich ein Steinbrunnen mit Wasserpumpe.I37 Ihr kunstvoll geformter Griff  verriet eine Meisterarbeit. Alles leuchtete in allen Farben die man kennt, sie strahlten zusammen,IM15

sollte  nur ein Teil berührt werden, ja fehlen, bricht das Ganze zusammen. Ich wagte es nicht, es zu betreten. Der Uhrmacher mochte weder vor noch zurückgehen. Jegliche Bewegung würde dieses Paradies zerstören. Er schreibt,

die Stille, die Farben und der Duft der Pflanzen betäubten mich.

Ich weiß nicht wie lange ich blieb, der Abend schickte mich  nach Hause.

Das schlagen der Wanduhren im Reparatur Zimmer, glich Paukenschlägen, zeigten aber auch ihre erfolgreiche Reparatur an.

Der Uhrmacher, Werners Vater schreibt, ich freute mich auf den nächsten Landgang und auf mein weißes Haus. Ich kenne kein schöneren Weg.

Der Herbst färbte das Ganze in goldene Farben.

Tausend verschiedene Gelb Nuancen ließen ein dunkelbraun leuchten und die letzten roten Sonnenstrahlen am Abend verkupferten das Ganze in Gold schimmernde Flächen. Die tiefblauen Nadelhölzer gaben  eine ungeahnte Tiefe. Der Uhrmacher schreibt, alles  erinnerte mich an –  mit der Hand gehämmerten Goldbroschen, deren Lichtreflexe eine strahlende  Brillanz hervorbrachten, geschlagen ins Metall  geschaffen für Menschen durch Menschenhand. IM55Jedes Schmuckstück hatte seine  eigene Brillanz, nie konnte ich vorher sagen – Welche. Das Ergebnis  war mein Lohn. Immer wieder wurde ich mit der Vorfreude auf mein fertiggestelltes Schmuckstück vorangetrieben, bis ich  das Geschaffene bestaunte. Jedes Stück war anders, jedes Stück zeigte sich im Licht auf seine Weise vollkommen und unnachahmbar. So entstanden meine Einzelstücke. Geschaffen von meiner Hand.

Der Winter I28zeigte sich mit ersten Herbststürmen, hielt mich aber nicht auf, die Landleute mit meinen Mechanischen Kostbarkeiten und meinen Schmuck zu beliefern.P113

Der Weg im Winter war sehr beschwerlich, ich  könnte auch wieder meinen alten bekannten Weg nehmen.

Doch ich nahm meinen neuen  Weg zum Haus. Immer wieder musste ich mir den Weg freimachen, doch die Freude auf mein kleines weißes Haus schob den Schnee schnell weg und endlich stand ich  davor.

Es war erstaunlich gut zu sehen, das verblühte Pflanzen Meer war mit Puderzucker überstreut, kleine Eis-Kristalle brillierten im Sonnenschein und  zeigten die Kälte an.

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Der tiefblaue Himmel war der Garant auf den nächsten Eistag. Die Luft war klar und sauber.100 BILD EIS

Der dahinterliegende Wald zeigte sich tiefschwarz und schneeweiss.

Herabbeugende Äste waren mit Eistropfen verziert. Sonnenstrahlen malten kleine Sonnenbogen auf vereiste  Wassertropfen und erinnerten mich an die schönsten klaren Bergkristalle. Diese in Metall zu fassen ohne dabei ihre Klarheit und Form, ja ihre Verbindung zur Natur zu verlieren  ist  eine Kunst, die nur wenige Meister beherrschen. Ich wagte es nicht. Ich hätte es nicht gekonnt.

100 BILD EIS

Der Bach wirkte tief und dunkel, wurde aber durch den blauen Himmel an manchen Stellen heller gefärbt. Einige  Bachsteine schienen mit Eis überzogen, andere wirkten gepudert.

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In seinen Tagebuch schreibt er,

mein Wunsch für immer hier zu wohnen, gab mir keinen freien

Gedanken an andere Dinge frei. Obwohl der Wunsch eher eine unbändige Neugier war,

– wenn ich es nur einmal betreten könnte.

Ich wagte es nicht.

Januar 1944, der Krieg ließ unsere kleine Stadt nicht aus.

Amerikanische Soldaten besetzten unsere  Stadt.

Für die Kinder bedeutete dies Kaugummi und Schokolade, für die Erwachsenen – Unbekannte.

In unserer Uhrmacherstube zogen US Soldaten ein.IMG_1434

Der Küchenherd wurde sofort  beschlagnahmt, ab jetzt wurde er für hungrige Soldaten angefeuert und gekocht. Dies hatte für die Besitzer der Wohnung  einen großen Vorteil, den sie wurden gut mit Lebensmitteln versorgt, die auch für sie als Tauschobjekte für andere Begehrlichkeiten dienten.

Eine warme Stube gab es obendrauf. Oft waren es freundliche Soldaten, wenn sie lachten blitzten Ihre Zähne ähnlich wie  weiße Porzellantassen. Dabei spielte die Hautfarbe eine entscheidende Rolle. Auch waren sie eigentlich friedlich. Aber, wenn sie sich schlafen legten zogen sie die Stiefel nicht aus. Die  Stiefelsohlenabdrücke blieben an der Wand als Andenken.

Als Entschädigung hatten wir einen ansehnlichen Vorrat im Keller, das neue Sicherheitsschloss schützte uns vor den anderen hungrigen Mäulern.

Der Uhrmacher schreibt in sein Tagebuch,

Enteignung,

vor dem Haus wurde eine lange Bank aufgestellt, hier wurden viele Sachen rausgelegt die sich in der Wohnung oder im Haus befanden. Es wurde einfach beschlagnahmt. Nun waren es Dinge für die Allgemeinheit. IM9

Hier konnten sich jeder, besonders  zur Freude der Bedürftigen bedienen. Dabei stellte sich heraus, das auch so manch Bedürftiger, zum erstaunen der immer helfenden Nachbarschaft, einen vollgefüllten Schrank mit Schokoladen-Zigaretten und andere Luxus besaß. Seine Hamsterlust kam nun den Neubedürftigen zur Hilfe. So schließt sich der Kreis.

Werners Vater, der Uhrmacher schreibt,IMG_2139

meine Uhrmacher Drehbank holte ich mir bei  Martin Fritz zurück, er konnte nichts mit ihr anfangen, zum Glück.IMG_3404

Die Bettwäsche mit dem Monogramm meiner Mutter, wurde in der Nachbarschaft auf der Wäscheleine wieder entdeckt.

Die Naumansche Nähmaschine meiner Frau  wurde von Frau Vogel aus der Kirchgasse in Ordnung gehalten. Es gab immer ein Problem, wenn die eigentlichen Besitzer ihr Eigentum nach Abzug der US Truppen wieder zurückholten oder tauschten.

Fast jeder vermisste etwas, eigentlich  ging nichts verloren, doch wirklich wertvolles war für immer verschwunden.

Der Uhrmacher schreibt,IMG_2132

Es war  Winter 1944, wer glaubt in dieser schlimmen Kriegszeit einen gut gedeckten Frühstückstisch zu bekommen, der hatte wenigstens den Vorzug – einen aus gerösteten  frisch gemahlenen  Gerstenkörnern kalten Kaffee zu bekommen.Die gemütliche Uhrmacher Küche schützte vor Kälte im Winter, genauso wie vor Wärme im Sommer.So kam es vor, das so mancher Reparaturauftrag in der Küche erledigt wurde.

Der Uhrmacher schreibt in sein Tagebuch…………………IMG_2137

Postkarten – Geschichten – Kontaktaufnahmen 1950

Hier hatte Joachim es sichtlich nicht einfach, er schreibt eine Karte an seine Freundin Rita, die ca 60 Kilometer entfern von Ihm  wohnte – 1950 – IM993

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Ja, Joachim hatte es wohl sehr schwer, Rita musste bei Laune gehalten werden. Auf dem selbstgemachten Eierlikör von Rita freute er sich besonders. I69

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Es war schon anstrengend für Joachim, eine  Postkarten-Nachricht war die einzige Möglichkeit sich mit Rita zu verständigen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vincent van Gogh – Brief an seinen Bruder Theodore

Quelle  – Aus dem Buch – Künstlerbriefe aus dem 19.Jahrhundert-Bruno Cassierer Berlin 1913

Vincent van Gogh, schreibt an seinen Bruder-IM006

Du wirst gewiss sagen, das es nichts hilft an die Zukunft zu denken, aber mit der Malerei gehts langsam vorwärts, und damit muß man bei Zeiten rechnen. Ebenso wenig wie mir wäre damit geholfen, wenn wir ein paar Bilder verkaufen könnten.IM647

Um ruhig arbeiten zu können, müsste man soviel als möglich sein Leben regeln und eine einigermaßen feste Grundlage haben, um seine Existenz zu sichern.Wenn er und ich lange hier bleiben, werden wir persönlichere Bilder schaffen, gerade weil wir dann die Natur dieses Landes gründlicher studiert haben werden. Ich kann mir nur schwer einen anderen Kurs vorstellen-da man nun mal mit dem Süden angefangen hat, sollte man sich nicht mehr vom Fleck rühren und sich immer mehr vertiefen.

Ich glaube eher bei größeren Sachen die Möglichkeit zu haben, etwas Gutes zu machen, als wenn mich gar zu ängstlich an kleines Format halte. Daher will ich auch jetzt größere Leinwände  nehmen  und kühn Leinwand Nr. 30 quadratisch benutzen.

Mein letztes Bild schlägt absolut alles Übrige, nur ein Stillleben mit Kaffeekannen, Tassen und Tellern in Blau und Gelb hält sich daneben. Das liegt wohl an der Zeichnung.

Unwillkürlich muss ich jetzt immer an Cezanne denken, weil er, z.B. in der Ernte, die wir bei Portier sahen, gerade die herbe Seite der Provence wiedergegeben hat. In allen sind jetzt Töne von Altgold-Bronce und Kupfer, könnte man sagen – das dies mit dem Grünblau des Himmels, das sich bis zum Weiß glühend abtönt, gibt eine entzückende, außerordentliche harmonische Farbenstimmung, mit gebrochenen Tönen, wie bei Delacroir.IM65

Wenn ich daran denke, wie Portier erzählte, daß seine Cezannes, wenn man sie für sich betrachte, nach gar nichts aussahen, daß aber jedes Bild, daneben gehalten, schwarz erschien – und das auch die Cezannes ganz goldig wirkten, was eine sehr gesteigerte Farbe voraussetzt – dann meine ich, daß ich auf der rechten  Fährte bin und daß mein Auge sich der hiesigen Natur anpasst. Mein letztes Bild verträgt die Nachbarschaft von roten Ziegeln, mit denen das Atelier gepflastert ist.Wenn ich es auf die Erde stelle, so daß ich es gegen den Hintergrund des sehr starken Ziegelrots sehe, so verlieren die Farben nicht Ihre Kraft und werden auch nicht weißlich.-

Die Natur in der Umgebung von Air, wo Cezanne arbeitet, ist eigentlich genau dieselbe wie hier.Und wenn ich mit meinem Bild nach Haus komme und mir sage-Na, da haben wir ja genau die Töne von Vater Cezanne getroffen, will ich damit folgendes sagen – da Cezanne wie Zola, ganz der Sohn dieses Landes ist, so ist es ihm so vertraut, das man innerlich dem selben Weg gehen muß, um zu seinen Tönen zu gelangen. Doch versteht es sich von selbst, daß nebeneinander gesehen, die Bilder sich halten können, aber nicht ähnlich zu sein brauchen.-

Wer weiß? Schließlich werde ich vielleicht  am Ende meiner Laufbahn sehen, das ich Unrecht hatte.

Wie dem auch sei-ich werde dann eben erkennen, daß nicht nur die Kunst, sondern auch alles Andere ein Wahn ist und man selbst-ein Nichts. Nun um so besser für uns – wenn wir hier auf Erden so wenig Gewicht haben, dann steht der Möglichkeit einer späteren Existenz nicht im Wege.Woher kommt es, daß bei dem Tode unseres Onkels, an den ich eben denke,sein Gesicht ruhig, heiter und doch ernst war, da es doch im Leben nie so aussah, weder in der Jugend noch im Alter? Vincent von Gogh schreibt weiter,

Schon oft habe ich die Wirkung des Todes beobachtet, wenn ich einen Verstorbenen ansah, wie um ihn danach zu fragen.Und das ist für mich ein Beweis-wenn auch vielleicht kein starker – das es noch eine Existenz gibt nach dem Tode.

Das Kind in der Wiege, wenn man es sich ebenso eindringlich ansieht, hat die Unendlichkeit in den Augen. Schließlich weiß ich ja nicht davon. Aber gerade dieses Gefühl des Nichtwissens läßt das wirkliche Leben, das wir hier leben wie eine Fahrt in der Eisenbahn  erscheinen – man bewegt sich schnell vorwärts, keinen Gegenstand draußen können wir deutlich erfassen, und vor allen Dingen, wir sehen  nicht die Lokomotive…..das Weiterleben des Künstlers durch sein Werk! Wie wenig halte ich davon. Ein Künstler macht den Anderen Platz, indem er die Fackel weiter gibt. Delacroir  dem Impressionisten und so fort. Aber was sollten Alle sein? –

Ich nehme schon lieber die Dinge wie sie sind, ohne etwas daran zu ändern, als sie halb zu verbessern. Die große revolutionäre Idee – Die Kunst gehört den Künstler – ist vielleicht ein Hirngespinst, tut nichts.

Ich meine das das Leben recht kurz ist und schnell verfliegt. Ist man Maler, nun , soll man eben malen.

An den Tagen an den ich eine Studie nach Haus bringe, sage ich mir, wenn es alle Tage so ginge, könnte man vorwärts kommen.

Aber wenn man unverrichteter Sache zurückkommt, und dann doch schläft und ißt und Geld ausgibt, ist man unzufrieden mit sich und fühlt sich als einen Narren, einen Schurken, einen Faulpelz.-

Lucie Pellegrin ist sehr schön und recht nach dem Leben. Ausserdem bleibt das Buch durchweg geschmackvoll und rührend, denn es behandelt eben das rein Menschliche.Warum sollte es verboten sein solche Sujets zu wählen?………………

Zum Schluss schreibt er weiter-

Warum bin ich so wenig Künstler, daß ich immer bedauere, daß die Statue und das Bild nicht leben.

Warum verstehe ich die Daseins Berechtigung  der Musik und Ihrer Abstraktionen besser. Bei erster Gelegenheit schicke ich dir eine Reproduktion  nach einer Zeichnung von Rowlandson, die zwei Frauen darstellt, schön wie Fragonard oder Goya.

Quelle –  aus dem Buch von Bruno Cassiers Berlin 1913-Verlag Bruno Cassiers 1914

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Die Uhrmacher Briefmarkensammlung und die abgestempelten Irrtümer! ?

Eine alte Spielzeugkiste aus Pappe, beklebt mit bunten Briefmarken aller Welt. Vergessen wie das Spielzeug darin.I3I2966 Werners Vater der Uhrmacher schreibt in sein Tagebuch, ich kenne keinen Uhrmacher – Meister, der keine Briefmarken sammelt. Auch konnte er immer wieder bei seinen Freunden schöne Marken aus den verschiedensten Anlässen je nach  Interesse, ob Kunst- Architektur – Politik – Geschichte  eintauschen. Natürlich wurde das Wertgeschäft in Hindergrund gestellt. Hier wurde getauscht was gefiel ohne den anderen einen Vorteil zu verschaffen. Ein Uhrmacher ist immer ein Ehrenmann. So eine kleine bunte Briefmarke war der Spiegel der Welt.I943I2942 Die Welt der  Städte  faszinierte immer zwei Interessierte, so gab es oft  eine  kleine Spannungen während des Tausches, die sich nach reichlichem Angebot dieser Sorte von anderen  Marken-Freunden, schnell löste. Dazu kamen die Stempelsammler- die sich von der Schönheit der Marken nicht irritieren ließen. Mit großem Interesse wurden die Wege der Briefe verfolgt, dokumentiert, Städte notiert und gedanklich besucht, berichtet, nachgeschlagen, diskutiert, freundlich gestritten, zugesagt, abgesagt, zugestimmt und abgestimmt. Dabei fanden immer wieder die abgestempelten Irrtümer viel Raum in der Fantasie der Marken Sammler. Der Uhrmacher schreibt in sein Tagebuch-

Der Irrtum ist eine recht bejahrte menschliche Angelegenheit

Der berühmteste Irrtum der philatelistischen Irrtümer ist die erste Markenausgabe von Mauritius von 1847. Dem Entwerfer der Marke ist ein folgenschwerer Irrtum unterlaufen, er hatte versehentlich  der englischen Königin Viktoria die Worte Post office vor die Nase graviert anstatt Post paid, wie es auch bei der folgenden  Markenausgabe verbessert wurde.IM91 Der nächste fast theatralische  Irrtum wurde 1827  von der Postverwaltung Griechenlands aufgeführt. Zur Hundertjahrfeier des Sieges der Seeschlacht bei Navarino, gab die Post 5 griechische Gedenkmarken heraus.Darunter mit den Bildnissen der drei verbündeten Seehelden, auf den die Namen der Admirale verwechselt wurden.

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1903 passierte der Irrtum  auf der englischen Inselgruppe St.Kitts Nevis in Westindien. Es erschienen auf der Inselgruppe Briefmarken abgebildet mit Kolumbus, der mit einem ausgezogenen Fernrohr die Küste beobachtete. Leider war die Erfindung des Fernrohrs erst 100 Jahre später.I395

In der Inflationszeit, gab es deutsche Marken mit einer Bergarbeitergruppe. Ein kniender Bergmann schwang den Hammer irrtümlicherweise mit der linken Hand. Ein Fehler vom Zeichner. Erst nach 2 Jahren  wurde dem Bergmann der Hammer in die rechte Hand gelegt-gezeichnet.I393

Einen fast Krieg zwischen Haiti und der Dominikanischen Republik löste eine Geographische Briefmarke aus. Die Republik gab 1900 Postmarken mit einer Landkarte  der Insel aus, wobei die Grenzlinie zum Schaden des Nachbarn Haiti ungenau gezeichnet wurde.I5396

Bei der ersten Markenausgabe von Lübeck aus dem Jahre 1859 ist ein Fehldruck des Wertes zu 2 Schilling bekannt, der zwar in den vier Ecken richtig die Zahl 2, zugleich jedoch in  Buchstaben die Bezeichnung ,,zweieinhalb,, enthält.jj389

Ein landwirtschaftlicher  Irrtum war auf den Marken Frankreichs gezeichnet, bei der die Säerin  viele Jahre verzweifelt gegen den Wind sät.I8

Es war immer ein summen an den Sammler-Tischen. Ähnlich wie emsig – fleißig arbeitende Bienen ziehen die Liebhaber die Marken  aus ihren Alben. Es war nie ein tiefes brummen zu hören. Es kam auch vor, das die begehrte Motiv Marke mit den Sonnenblumenstrauß von Monet mit einen Anlass-Stempel verdorben wurde und  die  Begehrlichkeit für den Stempelsammler hervorrief. Der Uhrmacher schreibt, jede Marke ist ein Buch. Mit  den vielen bunten Farben-Motiven sind sie voller Erzählungen, Beschreibungen ja voller Inhalt. Ob Geschichte oder  berühmte Persönlichkeiten, Kunst wie Malerei, Musik und Literatur. Ob Wissenschaft und Technik, Architektur oder Geographie. Ein kluger Mann sammelt  Briefmarken. Jedes Motiv zeigt uns  die Welt in der wir leben, wie sie war und ist, sie lädt uns ein zum kennen zu lernen, sie macht uns Neugierig . Es gibt immer viel zum fachsimpeln aber auch zum träumen. Auch wurde nebenbei  so manche Uhr – Reparatur kkI68beauftragt und besprochen. Vielleicht schlummert so mancher Irrtum in den Alben der Sammler – Welt.

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Der Angelsport

Wird in den verschiedensten Techniken als echter Volkssport weltweit betrieben.

Vom kleinen Jungen mit der zurechtgebogenen Sicherheitsnadel am Zwirnsfaden aus der mütterlichen Nähkiste bis hin zum Wettkämpfer mit einer viele Tausende kostenden Ausrüstung reicht die Schar der Freunde des Angelsports. Obwohl gelegentlich auch Mädchen angeln(ich meine  Fische!) wird allgemein meist von Jungen oder Erwachsenen, aber meist männlichen – und besonders von Rentnern der Angelsport ausgeübt. Das Ziel ist in der Regel der Fang eines Fisches. Der Wettkämpfer versucht in kurzer Zeit eine große Anzahl auch kleinster Fische zu fangen, das gibt Punkte bei Bewertung  und vielleicht den Sieg im Wettkampf. In der Regel soll aber ein großer Fisch an die Angel gehen, der landet dann im Kochtopf – deswegen nennt man solche Angler Kochtopfangler. Nicht selten essen Angler selbst keinen Fisch und etliche setzen  die gefangenen Tiere zurück ins Wasser. Der Ursprung des Angelfischens ist aber unstreitig der Fang der Fische zur menschlichen Ernährung. Es wird sich wohl nicht genau ermitteln lassen, wann der erste Fisch an einer Angel zappelte, es ist aber sicherlich viele Tausende von Jahren her. Die Archäologen fanden bei Ausgrabungen auch Angelhaken verschiedenster Ausführungen und Materialien. Ein Rätzel bleibt, ob die Urmenschen eher Fische fingen oder eher andere Tiere erjagten. Der Zwang, in der Nähe  des Wassers zu siedeln läßt die Vermutung zu, daß die Vorvorderen auch  beizeiten hinter den Fischen her waren. Das Fischreiche Meer wurde sicherlich wegen des Fischreichtums besiedelt, wobei  einfließende Süßwasserströme die besten Ansiedlungen ermöglichten, es entstanden sehr früh  an diesen Plätzen die Keimzellen  der heutigen großen Seestädte. Die Seefahrt, der Bau der Fischereiflotten mit Ihren gewaltigen Netzen hat nach und nach die Angelfischerei zurückgeträngt und heute beschränkt sich  Angelfischen auf den Fang ganz spezieller Fischarten.Ähnlich der Jagd, deren Ausübung heute eine ganz andere Bedeutung hat wie einst,als die Menschen von deren Erfolg abhingen,hat auch die Angelei einen anderern, einen Sportcharakter angenommen.

Die Alten fingen die Fische mit Haken aus Knochen, Geräten und sicherlich vielen anderen uns heute nicht mehr bekannten Materialien.

Als Schnur dienten vermutlich Baumbaststreifen,Tierhaare, Sehnen der erjagten Tiere oder Eingeweidestreifen sowie verknüpfte Gräser bestimmter Vegetationszonen. Am Haken wurden ähnliche Köder angebracht wie auch heute noch – die Speisekarte der Fische hat sich nicht verändert. Der Vorfahre der heutigen Angler mußte  ein besonders gutes Beobachtungsvermögen haben, von der Wahl des Köders hing in hohem Maß sein Erfolg ab, genau wie heute.

Am verschiedenen Gewässern bevorzugen Fische gleicher Art ganz verschiedene Köder. So erlernt der Angler nebenbei noch verschiedene Fertigkeiten wie Teigherstellung, Aufbewahrung lebender Fangmittel und die Bestimmung zum Schutze bestimmter Fangmittel, deren Verwendung vor nicht allzulanger Zeit noch allgemein üblich waren.

So ist bei uns das Angeln auf Raubfische nur mit künstlichen Ködern erlaubt. Das Verbot lebende kleine Fische als Köder zu verwenden, zeigt die Absicht, das Angeln ästhetischer zu machen und der Natur möglichst viele ihrer Kreaturen zu belassen.

Der Angelsportler ist nicht nur ein Fischfänger.Wenn die Gewässer nicht intakt sind, wenn menschliche Unvernunft  oder Unachtsamkeit zur Vernichtung des Lebensraumes der Fische führen, so wird so wird der Angler seinen Sportplatz einbüßen.

Das Ende eines Fischlebens in einem verseuchten Gewässer bedeutet aber nicht nur, daß der Angler beschädigt wäre.Das ist nichts im Vergleich zu den anderen Folgen, wie Zusammenbruch ganzer Ökosysteme bis hin zur Verseuchung des Trinkwassers.

Angler sind die Wächter über die Wasserqualität, sie sind auch verpflichtet wie Jedermann, Wasserverschmutzungen zu erkennen, zu melden und, wenn möglich, zu verhindern.

Natur -Wasserschutzgesetze sind eindeutig, die Natur hat sie erzwungen, werden sie nicht streng beachtet, droht allen Menschen Verlust des Lebensraumes.Ein Bauch nach oben – schwimmender Fisch könnte der Anfang sein.

Unter „normalen“ Voraussetzungen ist der Angelsport in seiner Vielfalt wohl eine der schönsten Gelegenheiten, die Natur bei der Freizeitgestaltung zu genießen.

Der Aufenthalt im Freien, auch bei Wind und Wetter, dient der Gesunderhaltung. Was alles so am Wasser  lebt und rings flattert und pfeift, das erkennt der Angler so nach und nach und so wird er zum Kenner der Natur. Und wenn kein Fisch beißt schaut er dem Eisvogel zu, bei dem klappts meistens. Nach und nach gewöhnen sich die Anwohner an Anglers Stammgewässer an dessen Gegenwart und so verlieren sie ihre anfängliche Scheu und werden zutraulicher.

So entsteht nach und nach, wenn auch im kleinen Kreis, die alte Verbindung zwischen Mensch und Tieren, die selbverständliche  Natürlichkeit.

Angler sind meist freundliche Leute, haben ihren eigenen Gruß-

Perti Heil–Perti Dank, sie haben gelegentlich auch eine eigene Sprache wie alle gebildeten Leute, das Anglerlatein.Damit werden Dinge ausgedrückt, die sonst nicht groß beschreibbar sind.

Böse Zungen behaupten, Angeln wäre eine Rauchersport. Die Angler sind  20000 Jahre Nichtraucher gewesen, da stimmt was nicht.

Die bekannteste Bewegung des Anglers ist das Hochheben beider Unterarme mit Zueinanderkehrung beider Handflächen. Damit wird die Größe des letztgefangenen Fisches bezeichnet.Oft sieht es aber so aus als ob der Angler eine 1000 jährige Eiche  umarmen wolle…

Was der Angler zum Fischefangen braucht, das nennt er Angelzeug. Das Angelzeug hat er sich früher vielfach selbst gebastelt. Mittlerweile gibt es ganze Industrien, die das Notwendige und auch  das Unnötige für jeden Geldbeutel herstellen. Der technische Fortschritt hat hervorgebracht, die die Angler schon vom Preis  her in verschiedene Klassen aufteilen.

Glücklicherweise hängt der erfolg nicht davon ab, ob eine Angelrolle 30 oder 3000 Euro kostet.

Es gibt Angelausrüstungen von Angelprotzen mit 100000 Euro Versicherungswert und Ausrüstungen kleiner Jungen für paar Pfennige-beide freuen sich über ihr Angelzeug und den Fischen ist es sowieso egal. Es gibt viele Möglichkeiten, einen oder auch mehrere Fische zu erbeuten, die den Angler zur Verfügung stehen.

Alles ist nach dem Gesetz so geregelt, daß nicht am Ende etwa  alles ausgerottet ist.

Es gibt als Krönung allen Angelns das Flugangeln, das die Briten auf ihren teuersten Universitäten dem Adel lehrte.

Künstlich künstlerische hergestellte Fliegen und Fantasiegeschöpfe werden zum Überlisten der Lachse und Lachsartigen benutzt, an einer sogenannten Fliegenschnurr befestigt, die mit schwer erlernbaren Bewegungen von einer Spezialflugangelrolle abgezogen durch eine Spezialrute vermittelt dem Fisch vor die Nase gehaucht werden.

Spinnangler haben einen sog. Spinner an der Schnur, ein Metall-Kunststoff – Glasgebilde, das wird an der Schnur befestigt durchs Wasser gezogen mit allerlei ruckenden, zuckenden Bewegungen zur Umdrehung um die Drahtachse gebracht. Der Fisch soll es für einen kranken Bewohner halten und sofort auffressen wollen. Natürlich ist ein Haken daran befestigt.

Das Grundangeln ist was für Angler, die Karpfen und andere am Grund gründelnde Fische fangen wollen. Der Köder, Teig oder Wurm wird am Haken befestigt und auf Grund gelegt. Dabei darf man nicht vergessen, der Angelschnur freien Abzug von der Angelrolle  zu ermöglichen. Sonst wird bei dem mitunter eingetretenen Ernstfall – dem Anbiss eines Fisches mit anschließender Flucht mit festsitzendem Haken im Maul – die ganze Angelrute im Wasser verschwinden und der Angler geht Baden.

Mir selbst ist es schon passiert, so lernte ich nach und nach sicher sicher schwimmen.

Die Angelgeräte, das sog. Angelzeug erfordern Pflege, so kann der Angler im Winter bei der Pflege seiner Utensilien in Erinnerungen schwelgen und befindet sich dabei in guter und schlechter Gesellschaft. Die Leidenschaft des Angelsports hat Menschen aller Berufe, aller Altersgruppen, Weltanschauungen, Hautfarben und geistigen Dimensionen, Adlige, Gefangene, Maler und selbst die allergrößten Dichter in ihren Bann geschlagen.

Angeln ist der Sport für jedermann, den Ruhigen erregt es – den Erregten beruhigt es.