Holzspielzeug – aus dem Erzgebirge – Das Tagebuch vom Klaus 1930
Ein kleines Häuschen mit großen Garten direkt im Erzgebirge vor Augustusburg. Ein kleiner Lattenzaun trennt den Hof vom Bach.
Es ist Sommer und die warme Morgensonne lässt die Blätter der Kirschbäume glänzen. Das hochgewachsene saftige Wiesengrün verhindert das harte aufschlagen der Herzkirschen. Fleißig arbeitende Bienen ziehen summend den süßen Saft aus den Früchten.
Aufgeregt watschelt die Gänse Dame Lina durch das hoch gewachsene Gras. Meckernd sucht sie die alte ausrangierte Gänsepfanne, welche als Wasser und Futterbehälter ihren Dienst erfüllt. Bevor Klaus für Gänse Dame Lina Wasser holt, schaut er durch das kleine verstaubte Werkstatt Fenster, dabei lässt der Hocker unter seinen Beinen keine Zeit für sicheren Halt. Doch was er sehen will, kann er mit wenigen Blicken sofort erkennen.
Sein Großvater baut heute keine Möbel. Hurra, er baut etwas kleineres. Ein kleines Stück Holz liegt auf der Werkbank, aber für welche Art von Spielzeug ? Ein Pferd ? Ein Wagen ? Ein Schlitten ? Ein Männlein ?
Klaus denkt nach, dabei liegt er im Gras, stopft sich den Bauch voll Herzkirschen – Noch ein Pferd? Noch ein Schlitten ? Noch ein ……? Noch eine Eisenbahn? Oder ….
Dabei spuckt er bei jeden Gedanke einen Kirschkern weit in die Welt hinaus. Als wolle er ihn weit wegschicken, ja verabschieden.
Nachdem alle Ideen davon geflogen sind, fragt sich Klaus erneut, was sein Großvater wohl herstellt? Unruhig stellt er noch einmal den Holzhocker an die Wand der Werkstatt-klettert wieder hoch und sieht nur Staub welcher den Blick zum Großvater versperrt, aber dessen Fleiß bezeugt. Das Sonnenlicht gibt der Werkbank die Beleuchtung, der Werkstatt die Wärme.
Es ist ja Sonntag Morgen, bald wird Großvater von der Kirchturm Glocke zum Mittagstisch gerufen, hier wird Klaus den Augenblick nutzen. Bis dahin legt er sich erschöpft ins Gras zurück. Er träumt. Ein lauer Sommerwind streichelt das Gras. Endlich Mittag.
Die Luft ist gemischt mit dem Duft des Sonntagsbratens und frisch gebackenem Schokoladen Kuchen. Das klirren der Teller, das klingen der Gläser im Gleichklang mit dem Schlag der Dorfglocke läuten den Sonntags Mittags Tisch ein.
Endlich ist es so weit, Großvater schiebt die schwere Werkstatt Tür mühsam mit dem Fuß vor sich hin. Der Riegel schlägt ein, die Kette des Schlosses rasselt. Klaus fallen alle Hoffnungen ins Gras.
Großvater streichelt den Staub von der Kleidung, als wolle er ihn gar nicht hergeben. Dabei schaut er schmunzelnd zu Klaus. Großvater brummt wie eine Biene, komm mein Junge, Mittagstisch. Die nach frisch gekochten Knochenleim riechenden tellergroßen Hände greifen nach der kleinen Hand.
Klaus hat aufgegeben, alle Bemühungen waren Zwecklos. Die Sommer – Ferien waren vorbei. Er wird wohl bis Weihnachten warten müssen. Bis dahin ist es eine Ewigkeit.
Der Herbst fegte den Sommer von den Wiesen – Stürme wirbelten die Blätter in die Welt – Der Regen legte sie nieder – der Frost schließt die Erdoberfläche und schützte alles Leben im inneren der Welt. Schnee schließt Ihre Decke und der Winter hält Einzug.
Die kleinen Erzgebirgs Häuschen sind eingeschneit. Die grauen Wölkchen aus den Schornsteinen stehen im Kontrast zu weiß verschneiten Dächern. Im Mondschein funkeln die Häuser wie kleine Kristall-Paläste.
Klaus sitzt erwartungsvoll auf der Ofenbank und beobachtet am Fenster das wilde treiben der Schneeflocken. Der Weg zur Tischlerei ist freigeschaufelt.Der Weg wäre frei? Doch das Feuer im Ofen gibt Geborgenheit und macht Klaus müde. Bald ist Weihnachten. Die Küche duftet nach Zitronat – Mandeln – Rosinen – Nach Gänsebraten mit Bratapfel .
Die Sommer Kirschen wurden für den Winter konserviert und warten auf Ihre Liebhaber.
Der heilig Abend ist schnell herangerückt. Klaus ist voller Spannung.
Endlich ist es so weit. Bald wird er wissen welche Überraschung der
Großvater für Ihn bereit hält.
Der frisch geschlagene Tannenbaum wird in der Stube aufgestellt.
Sein Duft ist süß und frisch, gemischt mit dem Geruch von Apfel verbreitet er den Duft der Weihnacht. Getrocknetes Strohwerk in Form von Sternen – Figuren und Blumen zieren ihn.
Bunte Gläser aus der Glashütte geben den Baum ein freundliches Gesicht.
Heiligabend – Wieder war Großvater am Nachmittag in der Werkstatt. Aber diesmal ist die Tür nur angelehnt. Endlich löscht er das Licht aus. Klaus bekam sein Geschenk.
Klaus hat lange warten müssen. Großvater hat lange bauen müssen. Heute leben beide nicht mehr, aber geblieben ist ein großer alter Holz Oldtimer ca 100 Jahre alt und das Tagebuch von Klaus mit seinen Erinnerungen.