Ein Foto kann eine ganze Stadt ernähren-Der Uhrmacher und sein Freund Der Fotograf

Ein Foto kann eine ganze Stadt ernähren,

Der Uhrmacher, Werners Vater schreibt in sein Tagebuch, der Fotograf unserer Stadt war ein besonderer Herr.

Heute brachte er mir seine Rolleiflex Foto Box zur Reparatur.

Zum Glück konnte ich helfen, ein verlorenes Schräubchen war schnell ersetzt und die Angelegenheit war fix erledigt.

Schon erstaunlich, das die Werksschrauben meiner Uhren auch für diese Kamera passen.

Nun öffnet die Kamera ihre Schutzklappe und wartet auf – Start.

Als Dankeschön und Lohn, bekam ich einen Fotoeintrag in sein Bestellbuch.

Dies war eine besondere Freude für mich, denn einen Besucher Eintrag bei den besten und einzigen Fotografen in unserer Stadt zu bekommen, bedeutete Wartezeit und Geduld, gepaart mit Spannung auf etwas Besonderes. Nur absolute Dringlichkeit konnte einen vorderen Platz im Bestellbuch erzwingen, dann kamen die schon lang geplanten Großereignisse die ebenfalls die schon lange Wartenden nach hinten verdrängen. Nun stand ich auf der Liste vorn.

Das Besucher Ereigniss war auch wie Sonntag vor dem Kirchgang.

Der Fotograf war immer ein gefragter Mann und auch die Damen mochten ihn besonders. Die Magie die von Ihn ausging war unbeschreiblich. Nur der Pfarrer unserer Gemeinde konnte sich mit ihm messen.

Der Uhrmacher, Werners Vater schreibt in sein Tagebuch,

der Fotograf unserer Stadt war ein groß gewachsener Herr, sein Gesicht schmückte einen langen weichen sehr gepflegten Kinnbart . Seine Kamera trug er immer wie eine Brottasche deren Riemen er über den lieben Bauch trug und ich denke er nahm sie auch mit in sein Bett.

Seine Augen waren liebe freche Jungenaugen, die von erlebten Ereignissen erzogen worden. Sein ernst wirkender Blick verriet eine Achtsamkeit – Allen Dingen gegenüber. Die winzige Traurigkeit in seinen Augen zeigt eine Sehnsucht, nach dem Bild seines Lebens. Er strahlt Ruhe aus, doch brannte in ihm eine Leidenschaft, die er bewusst unterdrückte. Er genoss diesen Zustand, denn nur mit dieser ewigen Suche kann er sein Leben tragen und führen. Sie wird zum Sinn seines Lebens. Auch die Unerreichbarkeit an Geliebten, lässt ihm seine Leidenschaft. Denn der Wunsch der Erfüllung würde ihm seine Aura nehmen. Nur so bleibt er auf der Suche nach dem Motiv seines Lebens ohne zu ahnen das er es selber ist.

Er war ein Symbol der Stadt und ich denke er war auch mit allen Bürgern der Stadt Seelenverwandt. Stand er doch an ihren schönsten und auch schlimmsten Tagen an Ihrer Seite. Ein entwickeltes Foto seiner Rolleiflex war der Moment, an dem er die Zeit festhielt. Er hatte diese Gabe, er war ein Meister dieser Kunst.Es war ihm immer eine Ehre.

Sein Atelier,

Alle Bürger der Stadt waren mit der sorgfältig abgelegten Haarbürste auf der Konsole vor dem Kristallenen Spiegel geimpft. Sie lag wie eine Eintrittskarte auf ihren Platz. Die Reinigung erfolgte wohl täglich.

Diese Haar- Bürste war für jedes Fotomodell – Pflicht. Ein entkommen gab es nicht.

Der Fotograf schwirrte mit dieser Bürste wie ein Friseur durch den Raum,er zog er bog er richtete,er legte, er tupierte, er tanzte. So zauberte er manchen ein Lächeln aufs Gesicht.

Nachdem er die Frisur gerichtet hatte, begann er zu schweben, so wie es die Dirigenten tun.

Er richtete die Kleidung, drehte den Kopf seiner Herrschaften,rückte das Gesicht ins rechte Licht, dabei verzauberte er so manche Dame in eine Diva und die Herren wirkten wie Generäle ohne Uniform.

Das festgehaltene Geheimnis war der Augenblick indem man tief einatmen musste. Der aufgerichtete Brustkorb zeigte den Herrn mit Stolz und in Würde, denn nur ein aufgerichteter Mann zeigt den Ehrenmann.Die Dame machte er zur Kaisern.

Den Kindern brachte er ein Strahlen ins Gesicht und so manches Atelier Spielzeug wurde im Spielzeugladen nachgekauft. Hier waren die Kinder so verzaubert worden, das dies es ein unabwendiges muss war – jenes zu besitzen. Auch war es für die Kinder eine Freude ein eigenes Foto mit seinem neuen Spielzeug zu sehen.

Alle Gewerke der Stadt lebten von diesen Fotoaugenblick, ein neuer Anzug, ein neues Kleid, ein paar neue Schuhe waren Anschaffungen für ein halbes Leben, um dies festzuhalten und dies der Welt zu zeigen, wurde mit einen Fototermin verewigt und der Fotograf war seiner Verantwortung sehr bewusst. Sollte doch das Foto für die nächsten Generationen als Erinnerung bleiben. Sein guter Name ebenfalls.

Es war ihm gelungen, das seine Herrschaften immer zufrieden waren und so mancher ging mit stolzen Blick aus seinen Atelier. Denn seine Kunden fühlten sich geadelt von ihn. So ein Foto war meist das Einzigste im Leben der Herrschaften.

Eine Hochzeit brachte die ganze Stadt zum werken. Denn auch die Gäste zeigten sich in schönen neuen Kleidern. Der Schneider nahm die Bestellungen gern auf und achtete auf Einzigartigkeit. Näherinen arbeiteten Tag und Nacht, das Modehaus nebenan bekam auch so manchen Auftrag. Änderungen der Kleider erledigte der Schneider immer. Eine schicke Frisur war Pflicht.

Pelzkragen fertigte der Kürschner der Stadt, passend zur Dame oder Herrn. Anregungen holten sich die Damen im Katalog.

Die Geschenke für die Brautleute wurden auch bei mir bestellt.

Eine Wanduhr als Geschenk war bei jeder Hochzeit mit dabei. Die sehr jung Vermählten bekamen oft – Wecker-Leisetick der Firma Junghans.

Ein Hochzeitsfoto war Pflicht und wurde mit großer Freude lang angespaart.

doch die passende Braut noch nicht in Sicht.

Andere Fündige wurden von Liebesereignissen überrascht und die Ehe eine gewollte Rettung-Hier war das Leihhaus ein guter Ansprechpartner.

Ein Fahrrad war immer ein guter Pfand, und oft auch gegen einen Kinderwagen getauscht.

Der Uhrmacher,Werners Vater schreibt in sein Tagebuch,

bei einer Hochzeit war die ganze Stadt unterwegs. Schaulustige standen am Straßenrand und warteten auf das Brautpaar. Der Augenblick des Paares beim austreten des Kirchentors wurde mit einen langen AHHHH bezeugt.

Denn hier waren auch die ärmsten Leute in Fürstlicher Brautkleidung und es war immer wieder unfassbar, was ein Kleid und ein Anzug aus einfachen Leuten machen kann. Hier waren alle gleich, ob arm oder reich. Der Augenblick der Foto Veröffentlichung im Schaufenster wurde tagelang ersehnt, den auch hier war der Fotograf ein Meister.

Hatte er doch die schönsten Momente eines Liebespärchen festgehalten und das war auch eine große Verantwortung für alle Gewerke dieser Stadt. Jeder trägt das Ganze und einer lebt mit und für den anderen. Das macht eine Stadt zu einer Einheit. Wie eine Perlenschnur reihen sich die Gewerke aneinander und wenn jede Perle funktioniert und sein Bestes gibt, wird die Schnur nicht zerrissen, jeder schafft und gibt, jeder lebt und trägt. So bleibt die Unendlichkeit einer gesunden Struktur. Eine Art Lebenskreis, wie der Ring für die Ewigkeit. Ist ein Glied zerrissen, ist die Kette schnellstmöglich zu reparieren. Fehlen viele Glieder, ist es sehr schwer den Kreis wieder zu schließen.

Werner Vater der Uhrmacher schreibt in sein Tagebuch, natürlich trugen die Herren eine passende Uhr mit Uhrkette. Die Auswahl in meinem Laden war groß und ich hatte auch so manche schöne edle Uhr, für den kleinen Geldbeutel.

Die besseren Herrschaften trugen Uhren in Gold, jene die es noch werden wollten eine mit Goldüberzug.

Die Ringe wurden bei mir ausgesucht und bestellt, hier ging es um die benötigte Größe und Gravur, die von mir gefertigt wurde.

Es kaum auch vor, das mit einen goldener Uhrendeckel bezahlt wurde.

Auch hier spielte der Geldbeutel eine große Rolle.

Die bessergestellten Herrschaften gaben sich in Gold das ja Wort,

jene die es noch werden wollten, in Goldüberzug.

Die Eigenschaft des Ring-Materials gab keine Garantie für die Haltbarkeit der Liebe.

Gern suchten sich die Damen den passenden Halsschmuck und Ohrschmuck bei mir aus.

Preis auf Anfrage.

Das Blumengeschäft sorgte für die Dekoration im Fotoatelier und auch für das Restaurant. Die Wäscherei im Ort war für feinste saubere Tischwäsche zuständig.

Die Druckerei nahm die Karten-Bestellungen der Herrschaften auf.

Die zu druckenden Ereignisse waren die selbigen wie bei unseren Fotograf. Auch hier wurde hergestellt für die Nachwelt und die kleinen Kartenkunstwerke schmückten so manches Fest und blieben als Erinnerung für die Ewigkeit.

Der Bäcker fertigte die bestellten Torten und die Brauerei lieferte die Getränke. Der Fleischer im Ort sorgte für die Gaumenfreuden.

Für die Messerschärfung war ich zuständig. Denn ein Uhrmacher beherrscht diese Kunst und hat die nötigen Werkzeuge aus Solingen.

Ja nach Geldbeutel des Brautpaares schmückte der Sargmüller seine Hochzeitskutsche mit feinem Blüten. Hier hatte das Blumengeschäft großes Vertrauen, denn es war eine Visittenkarte.

Es durfte keine welke Blüte im Schmuckband sein. Dabei spielte der Anlass keine Rolle.

Die fertigen Foto Kunstwerke der einzelnen Personen oder Paare wurden von mir hinter Glas verewigt. Ramen und Gläser wurden gefertigt. Hier hatte der Glaser und der Tischler immer Arbeit.

Der Vergolder der Ramen war ein tüchtiger Mann.

So bekomme ich auch die fertigen Fotos meiner Kundschaft zusehen und habe die Ehre die festgehaltenen Ereignisse sie für die Ewigkeit einzufassen. Der Zinngießer und Schlosser unserer Stadt lieferte mir die passenden Haken für die Wand.

Alle Arten von Passepartout Papier lagen zur Auswahl bereit und die Entscheidung verlangte immer viel Zeit. Das Foto wurde gerahmt und für die Ewigkeit verschlossen. So manche Geheime Nachricht für die Nachkommen wurden mit konserviert. Ich hatte Schweigepflicht. Ob die gesparten Geldscheine in 100 Jahren noch gültig sind kann ich hier nicht sagen.